Sie sind die neuen Helden der Klimabewegung: Die Klimakleber. Mit ihrem selbstgemachten Kleber aus ökologischen Zutaten wie Kartoffelstärke und Agavendicksaft kleben sie sich an alles, was ihnen nicht passt: Autos, Flugzeuge, Kohlekraftwerke, Schlachthöfe. Ihr Motto: Wir kleben für das Klima.
Doch was steckt hinter dieser klebrigen Revolution? Was sind ihre Ziele und Visionen? Und wie kommt sie bei den anderen Menschen an? Wir haben uns auf Spurensuche begeben.
Die Klimakleber sehen sich als die „Letzte Generation“, die noch etwas gegen den drohenden Klimakollaps tun kann. Sie sind überzeugt, dass wir nur noch wenige Jahre Zeit haben, um die Erderwärmung zu stoppen. Sie fordern eine radikale Veränderung der Gesellschaft und der Wirtschaft, die auf Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Demokratie basiert. Sie wollen die Macht der Politiker und Konzerne brechen und durch ein Rätesystem ersetzen, das aus zufällig ausgelosten Bürgern besteht. Sie berufen sich dabei auf wissenschaftliche Studien, die den „Klimanotfall“ belegen.
Doch wie realistisch sind diese Forderungen? Und wie wirkungsvoll sind ihre Aktionen? Experten sind nicht überzeugt. „Die Klimakleber haben zwar ein wichtiges Anliegen, aber ihre Methoden sind ineffektiv“, sagt Professorin Anna Maria Schuster, Lehrstuhlinhaberin für Umweltsoziologie an der Universität Bremen. „Sie erreichen damit nicht diejenigen, die für den Klimawandel verantwortlich sind, sondern nur diejenigen, die ohnehin schon sensibilisiert sind. Sie provozieren außerdem Widerstand und Ablehnung bei den anderen Menschen, die sich von ihnen belästigt oder bevormundet fühlen.“
Auch die Öffentlichkeit reagiert zunehmend gelangweilt oder genervt auf die Klimakleber. Viele Bürger finden ihre Aktionen albern, anmaßend oder störend. „Ich finde es ja gut, dass sie sich für das Klima einsetzen, aber müssen sie sich dafür unbedingt festkleben?“, fragt sich Thomas Schmidt aus Berlin. „Das bringt doch nichts außer Chaos. Warum machen sie nicht einfach mit bei Fridays for Future oder Greenpeace?“
Einige machen sich sogar lustig über die Klimakleber. In den sozialen Medien kursieren zahlreiche Memes, Videos und Witze über sie. Ein beliebter Spruch lautet: „Ich bin Klimakleber, ich kleb‘ mich an den Fernseher.“ Andere haben im Internet einen Song veröffentlicht, der die Klimakleber parodiert.
Die Klimakleber selbst zeigen sich von der Kritik unbeeindruckt. Sie glauben weiterhin an ihre Mission und an ihren Kleber. Sie planen schon weitere Aktionen in verschiedenen Städten. Sie hoffen, dass sie so mehr Menschen für ihre Sache begeistern können. Doch ob das gelingt, ist fraglich. Denn wie heißt es so schön: Wer klebt, der bleibt – aber nicht unbedingt im Gedächtnis.